Sozialpsychologie im Unternehmen

Sozialpsychologie im Unternehmen

Mitarbeiter

Sie sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens. Besonders diese, die im Kundenkontakt stehen und somit das Erscheinungsbild der Firma repräsentieren, sind ein wichtiger Faktor, um Kunden anzuwerben und langfristig zu binden.

Da die meisten Mitarbeiter in organisationalen Gruppen arbeiten, ist es für die jeweiligen Führungskräfte besonders wichtig, sich mit der Psychologie von Gruppeneffekten, Gruppenbildung und Teamarbeit zu beschäftigen. Somit können interne Prozesse optimiert und Reibungen untereinander reduziert werden.

Wir selbst bilden Gruppen hauptsächlich aufgrund von Sympathie, wahrgenommener Ähnlichkeit und Vertrautheit. Denn je ähnlicher du dir mit anderen Menschen bist, desto wahrscheinlicher ist es, dass du Anerkennung der anderen Gruppenmitglieder findest.

Warum bilden wir Gruppen?

Gruppenbildung bringt jedem Mitglied materielle und psychologische Vorteile. Zum materiellen Nutzen gehören beispielsweise Schutz und Sicherheit. Außerdem werden Ressourcen geteilt, um etwas zu erreichen, was ein Einzelner alleine nicht schaffen würde. Zu den psychologischen Vorteilen zählt die Befriedigung des Kontaktbedürfnisses – eines der Grundbedürfnisse des Menschen – sowie die Erhöhung des Selbstwertgefühls durch Anerkennung der anderen Mitglieder. Zusätzlich wirkt sich die Zugehörigkeit zu einer Gruppe auf die soziale Identität des Individuums aus.

In jeder Gruppe sind bestimmte soziale Normen und Rollenzuschreibungen vorhanden. Außerdem hat jedes Mitglied einen Status – also eine sozial bewertete Stellung aus Sicht der anderen Gruppenmitglieder.

Soziale Normen

Sie regeln die Gruppeninteraktion und das Verhalten der Einzelnen. Das Einhalten der Normen wird mit Anerkennung belohnt. Bei Nichtbeachtung sind Sanktionen die Folge. Hast du in einer Gruppe eine bestimmte Rolle, gehen damit indirekte Anforderungen, wie du dich in bestimmten Situationen verhalten solltest, einher. Allerdings kann es auch zu Rollenkonflikten kommen, wenn unterschiedliche Rollen, die eine Person ausfüllt, miteinander im Konflikt stehen bzw. gegensätzliches Verhalten fordern.

Der Status einer Person definiert den Einfluss, die Freiheiten und die Macht, den sie innerhalb der Gruppe hat. Eine hohe Position bedeutet aber nicht unbedingt, dass jemand etwas sehr gut kann, sondern nur, dass der Rest der Gruppe erwartet, dass derjenige etwas sehr gut kannst. Die Kohäsion einer Gruppe beschreibt, wie sehr sich die Mitglieder der Gruppe gegenüber verpflichten. Sie spiegelt somit den Zusammenhalt in der Gruppe wider.

Aufgrund des sozialen Einflusses kommt es innerhalb einer Gruppe zwangsläufig zu Konformität. Das bedeutet, dass Menschen unbewusst dazu neigen, andere Menschen in ihrem Umfeld nachzuahmen und sich ihnen anzupassen. Innerhalb einer Gruppe von Personen spricht man dabei oft von einer gewissen Deindividuation , die durch die Anpassung der Denkweisen und des Verhaltens an den Gruppenstandard entsteht. Dadurch kann beispielsweise die Entscheidungsfindung vereinfacht, aber gleichzeitig auch die Kreativität bei der Lösungsentwicklung eingeschränkt werden.

Damit mehrere Personen zu einer Gruppe bzw. zu einem Team werden, bedarf es nach dem Psychologen Bruce Tuckman einer Gruppenentwicklung in 4 bzw. 5 Phasen.

Psycho im Unternehmen

  1. Forming (Gruppenbildung): die Mitglieder lernen sich kennen und bilden eine Gruppenstruktur. Hierbei werden schon das Orientierungs-, Sicherheits- und Anschlussbedürfnis erfüllt.
  2. Storming (Auseinandersetzung): die Mitglieder stellen fest, dass sie doch alle hinsichtlich ihrer Ziele und Erwartungen sehr unterschiedlich sind. So entsteht Konfliktpotenzial.
  3. Norming (Normenbildung): die Mitglieder fokussieren das, was sie verbindet. So werden die Gruppennormen sowie Akzeptanz und Kooperation gebildet.
  4. Performing (Arbeitsphase): die Gruppe wird arbeitsfähig. Es entstehen Zielorientierung, Konzentration und Verantwortungsgefühl.
  5. Adjourning/Re-Forming: die Gruppe wird entweder aufgelöst oder orientiert sich neu.

 

Grundsätzlich hat ein emotionales und motivierendes Gruppenklima einen eher positiven Einfluss auf die individuelle Leistung.

Gruppeneinflüsse

Sie können zum einen sehr positiv wirken, da es zur Steigerung der Qualität und Effizienz führt. Zudem kann der Zeitaufwand durch Spezialisierung und Arbeitsteilung verkürzt werden. Außerdem kann es dank des Effekts der sozialen Anregung bzw. sozialer Erleichterung zu einer Steigerung der individuellen Leistung kommen. Dabei erhöht die alleinige Anwesenheit der anderen Mitglieder durch soziale Vergleichsprozesse und Ideenübertragung die Einzelleistung. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Einzelleistung messbar und die Aufgabenstellung einfach ist.

Allerdings gibt es auch einige negativen Gruppeneffekte. Beispielsweise kann es durch die Deindividuation, die bei Gruppenarbeiten zwangsläufig zustande kommt, zu einem Gruppendenken kommen, das die Kreativität des Einzelnen enorm einschränkt. Außerdem ist ein erhöhter Zeitaufwand zur Koordination nötig und es besteht eine Neigung zu risikoreichen Entscheidungen. Zuletzt gibt es auch den Effekt des sozialen Faulenzens – das Gegenteil der sozialen Erleichterung. Dieser Effekt beschreibt das „Verstecken“ einzelner Mitglieder in der Gruppe, wodurch die durchschnittliche Einzelleistung sinkt. Dazu kommt es vor allem, wenn die Aufgabenstellung sehr anspruchsvoll und die Leistung des Einzelnen nicht messbar ist.

Als Führungskraft kann man sich somit von Arbeitsgruppen nicht immer positive Ergebnisse versprechen. Außerdem sollte negativen Gruppendynamiken zum Beispiel durch Trainings im Rahmen der Personalentwicklung vorgebeugt werden.

Da sich flache Hierarchien in der heutigen Zeit immer mehr in Unternehmen etablieren, kommt es immer öfter vor, dass Führungs-, Projekt-, oder Entwicklungsteams wichtige Entscheidungen mit schwerwiegenden Konsequenzen treffen.

Ein Team ist ein Zusammenschluss von mindestens 2 Personen, die jeweils unterschiedliche Aufgaben erfüllen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Teammitglieder haben meist unterschiedliche Wissensbestände und Kompetenzen, wodurch sie gemeinsam in der Lage sind, komplexe Aufgaben zu bewältigen. Durch die Arbeitsteilung wird die Belastung des Einzelnen gesenkt, allerdings entsteht ein gewisser Koordinationsaufwand. Dieser hält sich bei eingespielten, gut aufeinander abgestimmten Teams aber in Grenzen.

Team vs. Gruppe

Die Unterschiede zwischen einer Gruppe und einem Team sind relativ eindeutig. Im Gegensatz zu einer Gruppe sind die Teammitglieder voneinander abhängig, da Ziele nur gemeinsam erreicht werden können, wodurch zwangsläufig der Erfolg des Teams vor den persönlichen Erfolgen der Mitglieder steht. Entscheidungen werden in Teams intern durch einen gemeinsamen Konsens getroffen, während es in Gruppen meist einen außenstehenden Leiter bzw. eine Führungsperson gibt, die die Aufgabe hat, Entscheidungen zu fällen. Grundsätzlich besteht in Gruppen seltener der Wunsch nach Veränderungen bzw. nach Innovationen. Im Gegensatz dazu werden selbige in Teams regelrecht gesucht und sind stark erwünscht. Eine Veränderung kann auch bedeuten, dass sich das Team als Ganzes weiterentwickelt und somit mehr Erfolge zu verzeichnen hat. Zuletzt ist es in Teams seltener, dass sich interne Feinde unter den Mitgliedern befinden. In Gruppen kommt dies häufiger vor, da sie zum einen oft größer sind als Teams und zum anderen jeder Einzelne persönliche Ziele verfolgt und es somit keine gemeinsamen Ziele bzw. Visionen gibt.

Die Entwicklung von einer gemeinsamen Vision ist in Unternehmen essentiell für den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Vision verbindet, motiviert und begeistert die Mitarbeiter und ruft somit einen Sinn in ihrer Tätigkeit hervor. Es ist allerdings sehr wichtig, dass die Vision des Unternehmens eine kollektive Vision aus allen persönlichen Visionen darstellt und nicht von der Führungsetage vorgegeben wird. Nur so wird jeder Einzelne diese Ziele mit persönlichem Engagement verfolgen.

3 Leitfragen

  1. Was wollen wir schaffen?
  2. Warum wollen wir es schaffen?
  3. Wie setzen wir das konkret um?

Die Antworten der einzelnen Mitglieder können genutzt und zu einer kollektiven Vision umgewandelt werden.


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