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Sprachliche Integration, Inklusion oder Exklusion? _Gesellschaftliche und biographische Verhandlungen _von Mehrsprachigkeit unter Sprecher*innen

19 cards

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive

a) Sprachliches Repertoire und Sprachporträts

b) Sprachideologien in einer Sprachökologie

Inklusion und Exklusion

a) Familiensprachen und ihre Sichtbarkeit

b) Sprache und Integration

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 2

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 3

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 4

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 5

Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 6

Vater: naja gut, für mich ist es im Prinzip Deutsch,

naja, logischerweise die Sprache von der ich ausgeh,

dass ich sie weiterhin sprechen werde, in der Familie

zumindest, mit der Familie und Freunden und in

Deutschland, und naja, ähm . [3sec] wobei ich auch

sagen muss, dass ich in der Kindheit und Jugend

eigentlich Dialekt gesprochen hab, . und das auch

immer noch mache, sehr zum Leidwesen von [Mutter]

manchmal [leiser werdend, dann auflachen]

und auch also mit meinen Eltern und Freunden halt

von zuhause ähm aber das hab ich mir dann irgendwann

mal abgewöhnt, zumindest hoffe ich das, dass ich auch

Deutsch sprechen kann.



Das sprachliche Repertoire

…ist dynamisch und umfasst

Sprachkompetenzen, aber auch

Wissen über Sprachgebrauch,

Einstellungen und emotionale

Bezüge von Sprecher*innen.

Sprachrepertoires

Sprachideologien im Gebrauch

Mutter: [die Tochter] spricht nur Deutsch mit ihm [dem

jüngeren Sohn], manchmal schon auch 'smiler du?'

[lächelst du?] - wenn sie allein mit ihm ist nicht, aber in

der Kita, wenn die anderen Kinder dabei sind

Vater: wenn andere Kinder dabei sind, spreche ich

auch Norwegisch, das mach ich schon auch [...] also

wenn da Leute sind

Mutter: ja, wenn da Leute sind, schon klar. machen wir

ja auch wenn wir Englisch reden, reden wir ja auch nur

Englisch miteinander. aber wenn nur wegen mir alle

Englisch miteinander sprechen – das ist mir peinlich.

Sprachideologien

- diskursiv konstruiert und überindividuell

- Vorstellungen, welche Sprachen zukunfts-

weisend, welche unabdingbar und welche

eventuell mit Erfahrungen von

Unterdrückung verbunden sind

Language ecology

…geht auf Einar Haugen zurück, der damit

die Relationen verschiedener Sprachen

bezeichnete, die in einem gegebenen

Kontext zu finden sind und wie in einem

ökologischen System koexistieren.

Zur Rekapitulation:

Mehrsprachige Sprecher*innen

…gestalten ihren Alltag mit verschiedenen

Sprachen, die unterschiedliche Rollen und

Funktionen einnehmen können.


Mehrsprachige Sprecher*innen

…gestalten ihren Alltag mit verschiedenen

Sprachen, die unterschiedliche Rollen und

Funktionen einnehmen können.

Mehrsprachigkeit

…ist immer auch als soziales Phänomen,

verbunden mit Machtverhältnissen und in

historischen Kontexten, zu sehen.

Sprache als Shibboleth

Wo werden Familiensprachen sichtbar?

Fragen nach Familiensprachen

Sprachstandsbeobachtungen

Sprachtests

Herkunftssprachenunterricht

Sprachunterricht

Kommentare zum Sprachgebrauch

Interesse an Sprachen

...


Wertschätzung

Interesse

Beurteilung

Ablehnung

Sprachideologien und Integration

I: „Was spielt eine Rolle für die Entscheidung, in welche der ersten Klassen ein ausländisches

Kind kommt – Förder- oder Regelklasse?“

SL: „Ja, das kann ich an einem Beispiel sagen. Wir hatten jetzt Kinder aus dem

Übergangswohnheim hier angemeldet [...] Und dann habe ich erstmal die Ärztin gehört, das

war bei diesem X. – die Ärztin sagte immer: ‚Der ist so klein, der kann unterm Teppich

herlaufen, mit Hut!’ Ja, und dann bin ich, weil ich in dem Haus öfter bin, in die Familie

reingegangen und habe versucht, mit dem Kind zu sprechen und siehe da, ich merkte, das

kann überhaupt noch gar kein Deutsch sprechen, da ist also gar nichts. Da brauche ich gar

nichts testen oder so was, das Kind kann nicht Deutsch sprechen. Der kommt also in die

Auffangklasse. Ja. So daß wir im nächsten Schuljahr, nach den Sommerferien wieder eine

multinationale Auffangklasse hier haben. Zehn Kinder bisher. Das kann man dann also

ziemlich leicht feststellen. Man kann das auch mit genaueren Tests feststellen, die also

Sprachstandsmessungen abgeben, wo dann kleine Geschichten erzählt werden können, aber

das ist eigentlich unsinnig, das zu testen, wenn man wissen will, ob die meinetwegen am

Anfang in die Förderklasse kommen oder in die Regelklasse. Das kann man sehr schnell

feststellen, das merkt man also sofort“

(Schulleiter der Grundschule D)

Was bedeutet Sichtbarkeit?

Die Effekte von Sichtbarkeit schwingen

zwischen Sichtbarkeit als Anerkennung

(stärkend, empowering)

und Sichtbarkeit als Kontrolle

(schwächend, disempowering).

Integrationsdiskurse, Inklusion und Exklusion

in Medien, Politik und Institutionen verhandelt


Kumulative In/Exklusion: ‘Exklusionsketten’

Sprachideologien und Integration

Linguistic Divisions within Multilingual Nations

(a) Native speakers of the (regional or national) Standard

language(s)/dialect(s)

(b) Native speakers of (stigmatized) nonstandard dialects

(c) Those who are not native speakers of the dominant language(s)


Beispielzitat:

“Sprachförderung für MigrantInnen muss vor dem Spannungsfeld von

Integration und Diversität gelesen werden, also vor dem Hintergrund der

Förderung einer mehrsprachigen Gesellschaft einerseits und den

Anforderungen einer gemeinsamen Kommunikation als Grundlage von

Partizipation andererseits […] Deshalb sollten auch in Österreich als Beitrag

zur Integration MigrantInnen aller Altersstufen die Möglichkeit haben, Deutsch

zu lernen, um ihre Möglichkeiten der Kommunikation im privaten und

öffentlichen Alltag zu erweitern.” (MA 17)


Sprache nimmt eine Schlüsselrolle in

Integrationsdiskursen ein

- in Form von Zugangsbeschränkungen

- in Form von Kursangeboten / Prüfungen

- in Form von Förderbedarf

Lenkungseffekt nicht mit Sprachgebrauch an sich

verbunden

sondern Sprache als Gruppenmarker:

Nur ein Aspekt in Exklusionsketten


ABER

Integrationsdiskurse drehen sich

nicht um

Orthographie

Spracherleben

Sprachenlernen

Mehrsprachigkeitsforschung ist kein klar abgegrenztes Forschungsfeld

Verbindungen zu

- Philologien und Area studies

- Sprachen lehren und lernen (Sprachdidaktik)

- Neuro- & Kognitionswissenschaft, Psychologie

- Bildungswissenschaft

- Sozialwissenschaft (Soziologie, Medienwiss.)

- Geschichte, Recht, Politik, ...


Chancen

- Interdisziplinär, z.B. www.inzentim.de (UDE)

- Grundlagen- oder anwendungsorientiert

- Methodenreichtum

- Komplexe Fragestellungen



Herausforderungen

- Komplexe Fragestellungen

- Notwendigkeit von Metadiskursen

- Bisweilen schwierige Verortung

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