Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive
Sprachliche Integration, Inklusion oder Exklusion? _Gesellschaftliche und biographische Verhandlungen _von Mehrsprachigkeit unter Sprecher*innen
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Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive
a) Sprachliches Repertoire und Sprachporträts
b) Sprachideologien in einer Sprachökologie
Inklusion und Exklusion
a) Familiensprachen und ihre Sichtbarkeit
b) Sprache und Integration
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Spracherleben – aus Sprecher*innenperspektive 6
Vater: naja gut, für mich ist es im Prinzip Deutsch,
naja, logischerweise die Sprache von der ich ausgeh,
dass ich sie weiterhin sprechen werde, in der Familie
zumindest, mit der Familie und Freunden und in
Deutschland, und naja, ähm . [3sec] wobei ich auch
sagen muss, dass ich in der Kindheit und Jugend
eigentlich Dialekt gesprochen hab, . und das auch
immer noch mache, sehr zum Leidwesen von [Mutter]
manchmal [leiser werdend, dann auflachen]
und auch also mit meinen Eltern und Freunden halt
von zuhause ähm aber das hab ich mir dann irgendwann
mal abgewöhnt, zumindest hoffe ich das, dass ich auch
Deutsch sprechen kann.
Das sprachliche Repertoire
…ist dynamisch und umfasst
Sprachkompetenzen, aber auch
Wissen über Sprachgebrauch,
Einstellungen und emotionale
Bezüge von Sprecher*innen.
Sprachrepertoires

Sprachideologien im Gebrauch
Mutter: [die Tochter] spricht nur Deutsch mit ihm [dem
jüngeren Sohn], manchmal schon auch 'smiler du?'
[lächelst du?] - wenn sie allein mit ihm ist nicht, aber in
der Kita, wenn die anderen Kinder dabei sind
Vater: wenn andere Kinder dabei sind, spreche ich
auch Norwegisch, das mach ich schon auch [...] also
wenn da Leute sind
Mutter: ja, wenn da Leute sind, schon klar. machen wir
ja auch wenn wir Englisch reden, reden wir ja auch nur
Englisch miteinander. aber wenn nur wegen mir alle
Englisch miteinander sprechen – das ist mir peinlich.
Sprachideologien

- diskursiv konstruiert und überindividuell
- Vorstellungen, welche Sprachen zukunfts-
weisend, welche unabdingbar und welche
eventuell mit Erfahrungen von
Unterdrückung verbunden sind
Language ecology

…geht auf Einar Haugen zurück, der damit
die Relationen verschiedener Sprachen
bezeichnete, die in einem gegebenen
Kontext zu finden sind und wie in einem
ökologischen System koexistieren.
Zur Rekapitulation:
Mehrsprachige Sprecher*innen
…gestalten ihren Alltag mit verschiedenen
Sprachen, die unterschiedliche Rollen und
Funktionen einnehmen können.
Mehrsprachige Sprecher*innen
…gestalten ihren Alltag mit verschiedenen
Sprachen, die unterschiedliche Rollen und
Funktionen einnehmen können.
Mehrsprachigkeit
…ist immer auch als soziales Phänomen,
verbunden mit Machtverhältnissen und in
historischen Kontexten, zu sehen.
Sprache als Shibboleth

Wo werden Familiensprachen sichtbar?

Fragen nach Familiensprachen
Sprachstandsbeobachtungen
Sprachtests
Herkunftssprachenunterricht
Sprachunterricht
Kommentare zum Sprachgebrauch
Interesse an Sprachen
...
Wertschätzung
Interesse
Beurteilung
Ablehnung
Sprachideologien und Integration
I: „Was spielt eine Rolle für die Entscheidung, in welche der ersten Klassen ein ausländisches
Kind kommt – Förder- oder Regelklasse?“
SL: „Ja, das kann ich an einem Beispiel sagen. Wir hatten jetzt Kinder aus dem
Übergangswohnheim hier angemeldet [...] Und dann habe ich erstmal die Ärztin gehört, das
war bei diesem X. – die Ärztin sagte immer: ‚Der ist so klein, der kann unterm Teppich
herlaufen, mit Hut!’ Ja, und dann bin ich, weil ich in dem Haus öfter bin, in die Familie
reingegangen und habe versucht, mit dem Kind zu sprechen und siehe da, ich merkte, das
kann überhaupt noch gar kein Deutsch sprechen, da ist also gar nichts. Da brauche ich gar
nichts testen oder so was, das Kind kann nicht Deutsch sprechen. Der kommt also in die
Auffangklasse. Ja. So daß wir im nächsten Schuljahr, nach den Sommerferien wieder eine
multinationale Auffangklasse hier haben. Zehn Kinder bisher. Das kann man dann also
ziemlich leicht feststellen. Man kann das auch mit genaueren Tests feststellen, die also
Sprachstandsmessungen abgeben, wo dann kleine Geschichten erzählt werden können, aber
das ist eigentlich unsinnig, das zu testen, wenn man wissen will, ob die meinetwegen am
Anfang in die Förderklasse kommen oder in die Regelklasse. Das kann man sehr schnell
feststellen, das merkt man also sofort“
(Schulleiter der Grundschule D)
Was bedeutet Sichtbarkeit?
Die Effekte von Sichtbarkeit schwingen
zwischen Sichtbarkeit als Anerkennung
(stärkend, empowering)
und Sichtbarkeit als Kontrolle
(schwächend, disempowering).
Integrationsdiskurse, Inklusion und Exklusion
in Medien, Politik und Institutionen verhandelt
Kumulative In/Exklusion: ‘Exklusionsketten’
Sprachideologien und Integration
Linguistic Divisions within Multilingual Nations
(a) Native speakers of the (regional or national) Standard
language(s)/dialect(s)
(b) Native speakers of (stigmatized) nonstandard dialects
(c) Those who are not native speakers of the dominant language(s)
Beispielzitat:
“Sprachförderung für MigrantInnen muss vor dem Spannungsfeld von
Integration und Diversität gelesen werden, also vor dem Hintergrund der
Förderung einer mehrsprachigen Gesellschaft einerseits und den
Anforderungen einer gemeinsamen Kommunikation als Grundlage von
Partizipation andererseits […] Deshalb sollten auch in Österreich als Beitrag
zur Integration MigrantInnen aller Altersstufen die Möglichkeit haben, Deutsch
zu lernen, um ihre Möglichkeiten der Kommunikation im privaten und
öffentlichen Alltag zu erweitern.” (MA 17)
Sprache nimmt eine Schlüsselrolle in
Integrationsdiskursen ein

- in Form von Zugangsbeschränkungen
- in Form von Kursangeboten / Prüfungen
- in Form von Förderbedarf
Lenkungseffekt nicht mit Sprachgebrauch an sich
verbunden
sondern Sprache als Gruppenmarker:
Nur ein Aspekt in Exklusionsketten
ABER
Integrationsdiskurse drehen sich
nicht um
Orthographie
Spracherleben
Sprachenlernen
…
Mehrsprachigkeitsforschung ist kein klar abgegrenztes Forschungsfeld
Verbindungen zu
- Philologien und Area studies
- Sprachen lehren und lernen (Sprachdidaktik)
- Neuro- & Kognitionswissenschaft, Psychologie
- Bildungswissenschaft
- Sozialwissenschaft (Soziologie, Medienwiss.)
- Geschichte, Recht, Politik, ...
Chancen
- Interdisziplinär, z.B. www.inzentim.de (UDE)
- Grundlagen- oder anwendungsorientiert
- Methodenreichtum
- Komplexe Fragestellungen
Herausforderungen
- Komplexe Fragestellungen
- Notwendigkeit von Metadiskursen
- Bisweilen schwierige Verortung